Endboss, Commander, Hero: Amazon zeigt eigene Gaming-PCs

Endboss (rechts), Hero (links unten), Commander: Amazon überrascht mit eigenen Gaming-PCs.Zocker haben dieDreamHackrot markiert im Kalender stehen. Der Gamer-Treff findet in regelmäßigen Abständen an verschiedenen Orten auf dem Globus statt, zuletzt Mitte Januar 2017 in Leipzig. In Turnieren messen sich Profispieler in Titeln wie „Counter-Strike – Global Offensive“ und „StarCraft II“ – es geht um hohe Preisgelder. Fernab desE-Sportsdient die DreamHack auch Sponsoren und Händlern als Präsentationsbühne. Überrascht hat dieses Mal ausgerechnet Amazon: Der Versandhändler stellte mit „Endboss“, „Commander“ und „Hero“ gleich drei hochgezüchtete Gaming-PCs zur Schau.Da kommen natürlich Fragen auf: Was steckt an Hardware in den Spielekisten, ist der Verkaufspreis angemessen? Antworten liefern die nachfolgenden Bilderstrecken, die die wichtigsten Komponenten mit dem jeweiligen Bestpreis bei idealo.de vergleichen. Außerdem wollte COMPUTER BILD wissen, welches Ziel Amazon mit den neuen Gaming-PCs verfolgt und hat deshalb für Sie nachgehakt. Eine offizielle Stellungnahme finden Sie am Ende des Artikels.Amazon Endboss: Gaming-PC für Shooter8 KomponentenZur BildergalerieAmazon Endboss – die High-End-MaschineBeim Endboss entschied sichAmazonfür einen großzügigen Midi-Tower der Marke Thermaltake. Ein Seitenfenster gewährt Einblick ins Innere. Ausgestattet mit einem Oberklasse-Mainboard von Asus, auf dem ein Intel Core i7-6700K sockelt, steht Spielern eine recht vielseitige Plattform zur Seite. So lässt sich bei Bedarf eine M.2-SSD nachrüsten, vorinstalliert ist allerdings nur eine einfache SATA-SSD. Immerhin: Die bietet laut Hersteller 960 Gigabyte Speicher – das reicht für einige Triple-A-Spiele. Damit die auch in maximaler Detailstufe flüssig über den Bildschirm flimmern, sorgt eine Nvidia-Grafikkarte des Typs Geforce GTX 1080 für eine hohe Bildwiederholungsrate. Während der Endboss auf dem Foto oben offensichtlich mit einem Turmkühler daherkam, soll die finale Version mit einer üppigen Kompaktwasserkühlung aufwarten. Ein Enermax-Netzteil mit 750 Watt Nennleistung versorgt das System.Einschätzung: Amazon EndbossAn der Rechenkraft und Grafikpower des Endboss ist nicht zu rütteln – Amazon vertraut auf Top-Komponenten und einer soliden Plattform, die sich optional einfach aufrüsten lässt. Dennoch ist es unverständlich, dass statt der brandneuen Kaby-Lake-CPU i7-7700K der Skylake-Vorgänger zum Einsatz kommt. Diese Anmerkung gilt auch für das Mainboard mit nicht mehr ganz frischem Z170-Chipsatz. Diese Ungereimtheiten hinterlassen einen faden Beigeschmack.Amazon Hero: Gaming-PC für MMORPGs8 KomponentenZur BildergalerieAmazon Hero – die Oberklasse-MaschineAuch beim Hero wählte Amazon einen Midi-Tower aus, der seitlich ein Fenster eingebaut hat. Gehäuse und CPU-Kühler stammen jeweils von Corsair – eine bei PC-Zockern beliebte Marke. Statt auf Luft- setzt der Hero auf eine wasserbasierte Kühlung. Die macht nicht nur optisch was her, sondern gewährleistet auch bei hoher Prozessorauslastung unbedenkliche Betriebstemperaturen. Apropos Prozessor: Amazon verbaut einen Intel Core i5-6600K, der dank seines offenen Multiplikators und der guten Kühlung Spielraum fürs Übertakten bietet. Weil sich der Hero an (MMO-)RPG-Spieler richten soll, fällt der Arbeitsspeicher mit 32 Gigabyte sehr üppig aus – alle vier RAM-Bänke des ASRock-Mainboards sind belegt. Ferner sind eine Nvidia-Grafikkarte des Typs Geforce GTX 1070 und eine Crucial-SSD mit 525 Gigabyte Speicher installiert.Einschätzung: Amazon HeroFür den ambitionierten PC-Zocker reicht die Leistung des Hero derzeit mehr als aus. Der Komponentenmix macht aber an gleich drei Stellen einen wenig durchdachten Eindruck: Beim Arbeitsspeicher hätte sicherlich ein 16-Gigabyte-Kit ausgereicht, das Geld wäre in eine größere SSD sinnvoller investiert. Der i5-6600K hat mit dem i5-7600K jüngst einen etwas flotteren Nachfolger erhalten – warum steckt der nicht im Hero? Ein Fragezeichen taucht auch bei der Wahl des hochpreisigen Mainboards aus, das fast so teuer ist wie die CPU.Amazon Commander: Gaming-PC für Strategiespiele8 KomponentenZur BildergalerieAmazon Commander – die Einstiegs-MaschineEine Preisklasse und Liga unter dem Hero bietet Amazon den Commander an. Auch der findet in einem Midi-Tower mit Seitenfenster ein Zuhause. Während das Mainboard diesmal von MSI stammt, bleibt es bei einer Intel-CPU. Der verbaute i5-6600 unterscheidet sich vom gleichnamigen Modell mit K-Suffix durch einen etwas niedrigeren Basistakt und bietet keinen offenen Multiplikator – verschmerzbar. Im Zusammenspiel mit 8 Gigabyte Arbeitsspeicher und einer AMD-Grafikkarte des Typs Radeon RX 480 dürfte er für Strategie-Spiele (dafür bewirbt ihn Amazon) über ausreichend Leistungsreserven verfügen. Wichtig für schnelle Ladezeiten: ein integrierter SSD-Speicher. Der ist beim Commander ebenfalls vorhanden und 480 Gigabyte groß.Einschätzung: Amazon CommanderFür aktuelle Spieletitel und mit Abstrichen im Detailgrad bei kommenden Games genügt der Amazon Commander. Zumal auch er sich prima erweitern lässt, etwa mit mehr RAM oder einer weiteren SSD. Schade: Wie beim Endboss und Hero hätte Amazon dem Commander durchaus eine Kaby-Lake-Plattform (siebte Core-Generation, Z270-Chipsatz) spendieren können, um am Puls der Zeit zu sein. Außerdem verlangt Amazon für die verbaute SSD derzeit einen überdurchschnittlich hohen Preis, wie die Bilderstrecke zeigt.Fazit zu Amazons neuen Gaming-PCsRechnet man die Amazon-Komponenten zusammen, landet man bei stolzen 2.170 Euro für den Endboss, rund 1.700 Euro für den Hero und gut 1.070 Euro für den Commander. Das sind hübsche Summen, für die man einiges erwarten sollte. Doch dem Anschein nach fehlt jeweils eine Windows-Lizenz, die verbaute Hardware ist nicht brandneu – wenngleich nicht lahm. Einen echten Mehrwert bietetAmazonmit seinen Gaming-PCs derzeit also nicht. So greifen PC-Zocker wohl eher zu den Komplett-Rechnern der Konkurrenz oder gleich zum Schraubendreher. Denn ein Gaming-PC im Eigenbau ist auch noch 2017 die individuellste und tendenziell günstigste Lösung.„Netter Versuch, Amazon. Aber ich bleibe beim Schraubendreher!“Florian Schmidt, RedakteurAuf die Frage hin, ob Amazon plant, die vorgestellten Gaming-Setups unter einer eigenen Marke, mit oder ohne Partner zu vertreiben, zeigte sich der Online-Händler nicht sonderlich gesprächig. Man antwortete nur, dass man sich generell nicht zu Spekulationen äußern würde. Doch Amazon ist bekannt dafür, neue Dinge auszuprobieren: Nachdem der Anbieter bereits Bestellungen per Drohneausliefert, scheint eine eigene Gaming-PC-Marke vergleichsweise unspektakulär, aber keineswegs abwegig.

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