Externe Thunderbolt-3-SSDs im Test: Daten per Express

Wer Daten extrem schnell speichern oder abrufen will, kauft eine SSD. Doch wer zur falschen greift, der bekommt zwar mehr Tempo als mit einer herkömmlichen Festplatte, aber keinen Daten-Express. Denn beiexternen SSDsbestimmt vor allem die Anschlussart das Tempo. Die modernste Variante heißt Thunderbolt (übersetzt: „Blitz“ oder „Donnerkeil“) – in der Version 3. Ob Thunderbolt-3-SSDs nicht nur extrem teuer, sondern auch sauschnell sind, verrät der Test der ersten sieben verfügbaren Thunderbolt-SSDs.Was ist Thunderbolt 3?Einer für alles – so vollmundig kündigte Intel Thunderbolt 3 im Jahr 2015 an. Ein Blick auf die mittlerweile finale Version sorgt aber erst einmal für Verwirrung, denn die neue Schnittstelle sieht exakt so aus wie ein moderner USB-C-Anschluss. Aber Thunderbolt 3 kann im Gegensatz zur USB-C-Buchse generell viel mehr als nur Daten-Typen transportieren:Monitore:Im Gegensatz zu einer USB-C-Buchse beamt Thunderbolt 3 mit entsprechend ausgestatteten Monitoren bei Bedarf auch Bildsignale vom Rechner an bis zu zwei4K-Displays.Netzwerksignale:Per Adapter (ab 20 Euro) kann Thunderbolt 3 auch Netzwerksignale genau wie eine herkömmliche LAN-Buchse ungebremst übertragen.Akku laden:Obendrein lässt sich per Thunderbolt 3 der Notebook-Akku laden, wenn das Netzteil nicht mehr als 100 Watt Leistung fordert.Megaschnell – in der TheorieDer Datentransfer läuft wie über eine alte USB-Buchse – nur dramatisch schneller. So bekommen zum Beispiel ambitionierte Fotografen und Filmer riesigeBildersammlungenin wenigen Sekunden auf eine Thunderbolt-3-SSD. USB-C schafft in der Version 3.1 Gen 2 zwar beachtliche 1.250 Megabyte pro Sekunde, aber Thunderbolt 3 spielt mit bis zu 5.000 Megabyte pro Sekunde in einer ganz anderen Liga.Thunderbolt 3 im Tempo-TestDie Datenmenge einer kompletten DVD in nicht mal einer Sekunde zu lesen, das schafft aber selbst Thunderbolt 3 nur in der Theorie. In der Praxis bleiben aktuell zwar nur rund 30 Prozent übrig, doch insbesondere beim Kopieren von großen Dateien ist ein schlicht atemberaubendes Tempo möglich: So schaffte die schnellste SSD im Test, dieSamsung X5, beim Kopieren von Videos auf den Speicher des Rechners ein durchschnittliches Tempo von 1.655 Megabyte pro Sekunde (Lesen), beim Kopieren des Videos auf die X5 (Schreiben) waren es 1.566 Megabyte pro Sekunde. Ein Spielfilm in Full-HD-Auflösung landet so in nur rund drei Sekunden auf der Thunderbolt-3-SSD. Modelle mit USB-C-Anschluss der Version 3.1 Gen 2 benötigen für den gleichen Vorgang viermal mehr Zeit, wie die Grafik weiter unten zeigt.Thunderbolt-3-SSDs: Testergebnisse7 Thunderbolt-3-SSDsZu den TestergebnissenDrastische TempounterschiedeWer viel Geld in eine Tunderbolt-3-SSD investiert, der will natürlich rasantes Tempo – doch besonders beim Schreiben von Daten schafften das nicht alle Testkandidaten: Während das Top-Trio von Samsung, G-Technology und Freecom mit Durchschnittsgeschwindigkeiten von rund 1.500 Megabyte pro Sekunde noch vergleichsweise nah beieinander lag, erreichten die restlichen vier externen SSDs deutlich geringere Werte. Das zeigt auch der weiter unten stehende Tempovergleich, für die COMPUTER BILD ein neues und besonders anspruchsvolles Testverfahren entwickelt hat. Und das erklärt auch, weshalb etwa das Schlusslicht von Patriot mit 907 MB/s nur die Note 4,8 bekam, obwohl die EVLVR Thunderbolt 3 SSD damit immer noch mehr als doppelt so schnell ist wie eine externe SSD mit USB-3.1-Anschluss der Generation 2.Warum sind Thunderbolt-3-SSDs so teuer?Dass die Tempo-Messungen im COMPUTER BILD-Labor zu 90 Prozent die Endnote bestimmen, liegt auch an den enormen Preisen: So gab es zum Testzeitpunkt 1 Gigabyte SSD-Speicher mit Thunderbolt-3-Anschluss im günstigsten Fall für 58 Cent, externe SSDs mit USB-Anschluss kosten mit unter 20 Cent pro Gigabyte nicht mal ein Drittel. Zwar verlangt Intel seit 2018 für Thunderbolt 3 weder von SSD-Produzenten noch von PC-, Notebook- oder Mainboard-Herstellern Lizenzgebühren, aber eine schnelle Thunderbolt-3-SSD erfordert hohen Aufwand. So braucht die Platine rasante und damit meist teurere Speicherbausteine. Denn schnelles Thunderbolt 3 nützt wenig, wenn lahmer SSD-Speicher bremst. Zudem muss ein flinker Controller den Datenaustausch zwischen Rechner und externer SSD verzögerungsfrei regeln. Darüber hinaus erhöht eine aufwendigere Zulassungsprozedur die Preise: Die Hersteller müssen gegenüber Intel nachweisen, dass die Geräte die Spezifikationen einhalten und so einwandfrei mit Notebooks und PCs zusammenarbeiten.Thunderbolt-3-SSDs wie die Samsung X5 lieferten im Test das mit Abstand höchste Tempo unter allen geprüften externen Speichermedien.Wird es in Zukunft günstiger?Intel will diese Zulassungsprozedur in Zukunft an einen externen Dienstleister auslagern. Das soll Zeit und Kosten sparen. Absehbar ist zudem, dass selbst die Verkaufspreise von hochwertigenNVMe-SSD-Speicherbausteinen sinken. In Zukunft werden daher Hersteller wie Samsung oder Freecom externe SSDs mit Thunderbolt-3-Anschluss zu günstigeren Preisen anbieten können – teurer als SSDs mit USB-C-Anschluss bleiben sie aber auch weiterhin.Nachrüsten? PC ja, Notebook nein!Zumindest derzeit sind auchNotebooksmit einem Thunderbolt-3-Anschluss deutlich teurer als Modelle ohne diese moderne Buchse. Die Hersteller versprechen für 2019 jedoch, Notebooks mit Thunderbolt-3-Anschluss für deutlich unter 1.000 Euro anzubieten – nicht zuletzt, weil Intel den auch auf der Hauptplatine von mobilen Rechnern für Thunderbolt 3 nötigen Controller direkt in neue Prozessoren einpflanzen will. Ein separater Controller ist dann gar nicht mehr nötig. Aktuelle Notebooks sind da klar im Nachteil, denn eine Thunderbolt-3-Buchse lässt sich nicht per Adapter nachrüsten. Und die ist für die Testkandidaten Voraussetzung – alle SSDs in diesem Test funktionieren ausschließlich an einem Thunderbolt-3-Anschluss. Klassische PCs sind da flexibler: Gibt es auf der Hauptplatine einen freien PCI-Express-Anschluss, lässt sich der Schreibtisch-Rechner problemlos perThunderbolt-3-Einbaukartenachträglich mit Thunderbolt-3-Anschlüssen ausstatten.Externe SSDs: Testergebnisse im Detail20 SSDsExterne SSDs ansehenTest-Fazit: Thunderbolt-3-SSDs im VergleichGanz klar: Für das übliche Daten-Backup ist eine Thunderbolt-3-SSD – zumindest derzeit – viel zu teuer. Schon deshalb muss sie ihren enormen Preis mit möglichst hohem Tempo rechtfertigen. DieSamsung Portable SSD X5lieferte im Test in fast allen Punkten ein sehr hohes Lese- und Schreibtempo und ist so klarer Testsieger. Mit vergleichsweise günstigen 65 Cent pro Gigabyte holte sie obendrein den Preis-Leistungssieg.

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