Lohnen sich Zusatzversicherungen für Notebook & Co.?

Wasser bekommt einer Handy-Elektronik nicht – ein Garantiefall?Das Angebot des Verkäufers klingt toll: „Für nur 90 Euro bekommen Sie fünf Jahre Garantie auf das neue Notebook – statt zwei.“ Welcher Kunde, der sein teures Traumgerät zur Kasse trägt, wird da nicht schwach? Unabhängige Versicherungsmakler wie Ingo Sabel aus Aachen warnen: „Die Kunden suchen einen günstigen Gerätepreis, geben dann aber unüberlegt Geld für eine oft überflüssige Versicherung aus.“Ist der Aufpreis für längere Garantiezeiten generell Geldverschwendung? COMPUTER BILD hat zwölf Angebote der größten Elektronikmärkte und Internet-Shops geprüft.» Zur Testübersicht: Zusatzversicherungen für Notebook & Co.Arten von ZusatzgarantienElektronikmärkte und Online-Shops bieten zwei Varianten an.Einfache Garantie: Einige Läden verlängern einfach die gesetzliche Händler-Gewährleistung für Material- und Herstellungsfehler von zwei auf bis zu fünf Jahre. Solche Angebote gibt es von Conrad (48-Monate-Langzeitgarantie), Amazon (Garantieverlängerung) und Media Markt/Saturn (Plus Garantie).Erweiterte Garantie: Einige Angebote gehen weit darüber hinaus, sind aber deutlich teurer. Sie sollen zum Beispiel auch Schäden durch Diebstahl, Einbruch, Feuer, Wasser, Stürze, Verschleiß und sogar Bedienungsfehler abdecken.Im Garantiefall werden in der Regel die Reparaturkosten erstattet. Lässt sich das Gerät nicht instand setzen oder sind die Kosten zu hoch, hat der Kunde Anspruch auf ein gleichwertiges Gerät oder Bargeld – aber nur begrenzt.Zusatzgarantien für Notebooks, MP3-Player & Co.12 VersicherungenWie gut ist der Zusatzschutz für Elektrogeräte?Anbieter der ZusatzgarantienDer Vertrag kommt in der Regel mit einer Versicherung zustande, im Test waren das Axa, Domestic & General, Ergo direkt, Generali oder Wertgarantie. Die Händler vermitteln nur. Dafür erhalten sie eine erkleckliche Provision – Branchenkenner gehen von bis zu 40 Euro pro Vertrag aus. Medimax (Maxi Garantie) und Pro Markt (Garantie Gold) bieten dieselbe Versicherung von Domestic & General – bei Pro Markt ist sie fast doppelt so teuer.Drei Jahre nach dem Kauf ist fast jedes dritte Notebook defekt.Wie häufig sind Schäden?Tatsächlich sind Defekte gar nicht so selten, vor allem bei tragbaren Geräten. Die Studie einer amerikanischen Versicherung zeigt: Binnen drei Jahren nach Kauf muss jedes dritte versicherte Notebook in die Werkstatt! Allerdings greifen in den ersten beiden Jahren Händler-Gewährleistung und Hersteller-Garantie.Kostenfallen der ZusatzgarantienVor allem im Kleingedruckten finden sich Kostenfallen – und wer liest sich das schon genau durch? Die Redaktion hat die schlimmsten Preistreiber ermittelt.Überhöhte Prämien: Die Höhe richtet sich nach Gerät und Versicherungslaufzeit. Je nach Anbieter fallen pro Jahr ein bis 28 Prozent des Gerätepreises für die gesamte Laufzeit an.Eigenanteil: Cyberport (Garantie 60) und Medimax (Handy Care) verlangen pro Schaden eine Selbstbeteiligung von bis zu 125 Euro beziehungsweise 50 Euro. Redcoon (Schutzbrief) holt sich bei Schäden durch „Ungeschicklichkeit“ 33 Prozent der Kosten vom Kunden.Restwert: Bei Cyberport und Media Markt/Saturn (Plus Schutz) bekommt der Kunde im vierten Jahr höchstens 40 Prozent des Kaufpreises als Leistung – auch wenn die Reparatur teurer ist. Nur bei Medimax (Maxi Garantie To Go) ist noch weniger drin: Hier beträgt der Wertverlust pro Monat zwei Prozent. Für ein 100-Euro-Gerät gibt es nach drei Jahren also nur 28 Euro – bei einer Versicherungsprämie von rund 45 Euro für drei Jahre.Weitere VertragsfallenDauer: „Fünf Jahre Garantie“ – das ist nur die halbe Wahrheit. Denn die Zusatzversicherung springt oft erst nach zwei Jahren ein. Bis dahin sind der Händler (Gewährleistung) oder der Hersteller (Garantie) zuständig. Wer ein Notebook mit drei Jahren Hersteller-Garantie kauft, profitiert sogar nur im vierten und fünften Jahr von der Zusatzgarantie, zahlt aber bereits ab Kauf.Ausschlüsse: Im Kleingedruckten schränken die Versicherungen die Leistungen zum Teil drastisch ein. So wirbt Medimax für einen „Komplettschutz Handy Care“ inklusive Diebstahl, schließt aber Taschendiebstahl aus. Der Schutzbrief von Redcoon verspricht Ersatz bei Kleingeräten wie defekten Digitalkameras und MP3-Playern – aber nur, wenn sie nicht in der Hemd- oder Hosentasche getragen wurden. Und Cyberport (Garantie 60) verlangt, dass der Kunde im Schadensfall das Gerät mit komplettem Zubehör einschickt, sonst gibt es keinen Cent erstattet.Doppelt versichert: Haben Sie eine Hausratversicherung? Dann verweigern die Versicherer die Zahlung für Schäden durch Blitzschlag, Brand, Diebstahl, Einbruch und Leitungswasser. Begründung: „Das zahlt schon die Hausrat.“ Schutz gegen Schäden, für die andere Versicherungen zahlen, hat die Redaktion niedriger gewichtet.Der Teufel steckt also im Detail: „Die Kunden werden das Geld selten reibungslos bekommen“, sagt Versicherungsmakler Ingo Sabel.Vertrag kündigenBis 14 Tage nach Abschluss lässt sich der Versicherungsvertrag rückgängig machen. Dazu reicht ein Brief an die Versicherung, zur Sicherheit per Einschreiben. Läuft Ihr Vertrag mehr als zwei Wochen, schauen Sie im Kleingedruckten nach: So lassen sich die Verträge von Euronics und EP (Komplettschutz) jährlich drei Monate vor Ablauf kündigen, sonst verlängern sie sich automatisch um ein weiteres Jahr. Bei Medimax (Maxi Garantie To Go, Handy Care) gilt eine Frist von einem Monat.Fazit:Die meisten Zusatzgarantien sind zu teuer und bieten keinen verlässlichen Schutz – die Versicherer halten sich im Kleingedruckten zu viele Hintertürchen offen. Sparen Sie das Geld also besser für den Kauf eines neuen Geräts! Einzige Ausnahme: Conrad bietet eine günstige Garantie ohne Fallstricke.

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