Prozessor aufrüsten: Welche CPU taugt für welche Anwendung?

Bei einem Computer interagieren verschiedene Komponenten (Mainboard, RAM, Grafikeinheit) miteinander. Jede erfüllt dabei eine wichtige Aufgabe. Geht es um die reine Rechenleistung, ist eine Komponente spielentscheidend: der Prozessor, auch CPU (Central Processing Unit) genannt. Er bestimmt maßgeblich, ob Aufgaben wie Videoschnitt, Bildbearbeitung und rechenintensive PC-Spiele flott von der Hand gehen oder zur Geduldsprobe mutieren. Für den Konsumentenmarkt heißen die wichtigsten Hersteller AMD und Intel. Von welchem Anbieter man seinen Prozessor erwirbt, ist nicht selten eine Glaubensfrage – beide Lager haben treue Anhänger. Benchmark-Tests und Messungen ermitteln zuverlässig die schnellsten beziehungsweise effizientesten Exemplare. Denn eins ist klar: Je nach Anforderung empfiehlt sich eine andere CPU. COMPUTER BILD gibt einen Überblick, welche Prozessoren für wen interessant sind.Alle getesteten Prozessoren im Detail58 CPUsVideoschnitt, Spiele & Co.: Welche CPU rechnet am besten?Für wen eignet sich welcher Prozessor?Intel wie AMD: Beide Prozessor-Hersteller bieten ihre Modelle in vielen Leistungs- und Preisklassen an, wie die obigeProduktstreckezeigt. Welche aktuellen CPUs sich für wen eignen, hängt schlichtweg von der Anwendung ab:Einstiegsklasse:Wer im Internet surft, Arbeiten mitWord,ExcelundPowerPointerledigt, braucht nur einen einfachen Prozessor. Dazu zählen bei Intel die Modelle der Celeron- und Pentium-Reihe, etwa derCeleron G3930und derPentium G4560. Diese Prozessoren gibt es bereits ab 40 Euro. Bei AMD sind dafür die Ryzen-3-Modelle vorgesehen, doch die gibt es bislang nicht im Handel (Stand: Juni 2017). Netter Nebeneffekt: Einfache Prozessoren sind beim Stromverbrauch recht genügsam und benötigen keine aufwendige Kühlung.Mittelklasse:Fotos perPhotoshop Elementsmit vielen Effekten versehen? Grafiken mit mehreren Ebenen erstellen? Und das ohne lange Wartezeiten? Dafür ist ein Mittelklasse-Prozessor nötig. Intel hat in diesem Segment Core-i3- und Core-i5-Prozessoren wie denCore i3-7100und denCore i5-7400im Angebot, AMD die Ryzen-5-Famile, etwa denRyzen 5 1400. Die Preise starten bei rund 110 Euro. Auch Zocker, die auf ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis Wert legen, sind in der Prozessor-Mittelklasse gut aufgehoben. Wer regelmäßig virtuelle Maschinen (VMs) nutzt, profitiert ebenfalls von der Rechenleistung der genannten CPUs.Oberklasse:Wer knackscharfe 4K-Videos bearbeiten oder aufwendige (Multiplayer-)Spiele des Kalibers „Battlefield 1“ zocken will, sollte ein Modell der oberen Leistungsklasse wählen. Intel hat Modelle der Core-i7-Reihe – etwa denCore i7-7700K– und bald die Core-i9-Chips im Programm, bei AMD sind es die Ryzen-7-Modelle wie derRyzen 7 1700X. Haken: Diese Prozessoren sind teuer – die Verkaufspreise starten bei 335 Euro (Intel) respektive 355 Euro (AMD). Außerdem entwickeln sie mitunter hohe Betriebstemperaturen, erfordern folglich eine aufwendigere Kühlung.Bevor Sie wechseln: Bestandsaufnahme!MitCPU-Zfinden Sie Ihren Prozessor und dessen Sockel heraus. Der Preisvergleichidealobietet unter anderem einen Sockel-Filter für CPUs.Ihr Rechner lahmt? Den erstbesten Prozessor zu kaufen, löst das Problem nicht unbedingt. Zunächst sollten Sie in Erfahrung bringen, welcher Prozessor aktuell in Ihrem Rechner steckt: Nutzen Sie etwa das Gratis-ToolCPU-Z, das es auch alsPortable-Versiongibt. Die wichtige Info steht im ersten Reiter hinter dem Punkt „Package“: Der sogenannte Sockel bestimmt, welches Gegenstück (sprich: Prozessor) hineinpasst. Mit dieser Information lässt sich zum Beispiel beim Preisvergleichidealonach einem geeigneten Prozessor fahnden.Wissenswertes über ProzessorenMehr Kerne statt höherer TaktfrequenzLange Zeit haben die Hersteller vor allem die Prozessor-Taktfrequenz erhöht, um die Geschwindigkeit zu steigern. Doch bei rund 4 Gigahertz stießen sie an technische Grenzen – bei noch höheren Frequenzen erhitzen die Chips zu stark, sie benötigten für einen reibungslosen Betrieb eine aufwendige (Wasser-)Kühlung. Um trotzdem mehr Leistung zu erzielen, bauen die Hersteller mehrere Rechenkerne ein, die parallel arbeiten. So schafft der Prozessor mehr Rechenleistung bei geringerer Taktfrequenz. Inzwischen haben sich Mehrkern-Prozessoren durchgesetzt: Die meisten heutigen Modelle vereinen zwei (Dual-Core) oder vier (Quad-Core) Rechenkernen in einem Gehäuse. Im High-End-Segment gibt es derzeit Prozessoren mit bis zu 18 Kernen, wie denAMD ThreadripperoderIntels Core i9.Prozessoren vorgaukelnMit der Mehrkern-Technik Hyperthreading (auch SMT,SimultaneousMultithreading) lässt sich die Leistung des Prozessors besser nutzen: Der Prozessor meldet dem Betriebssystem mehr Rechenkerne, als tatsächlich vorhanden sind. Aus einem Kern macht Hyperthreading zwei – der PC arbeitet im Idealfall schneller.Schaltgeschwindigkeiten erhöhenEin höheres Tempo stellen auch neue Transistoren in Prozessoren sicher. Das sind winzige Bauteile, die CPUs als Schalter oder Verstärker von elektrischen Signalen verwenden. Auf einer CPU arbeiten Hunderte Millionen solcher Transistoren und mit jeder neuen Prozessor-Generation erhöht sich deren Anzahl. Damit die auf der kleinen Fläche von etwas mehr als 80 Quadratmillimetern Platz finden, verfrachten die Prozessor-Hersteller die kleinen Schaltungen nicht mehr nur flach per Belichtungsverfahren in die Recheneinheit, sondern bauen sie auch in die Höhe. Diese sogenannten Tri-Gate-Transistoren benötigen weniger Energie und der Schaltvorgang erfolgt mit einem 37 Prozent höheren Tempo.Strukturbreite verringernZu einem geringeren Energiebedarf bei höherem Tempo verhelfen auch kleinere Strukturen von Transistoren. In aktuellen CPUs werkeln Schaltungen mit einer Strukturbreite von nur 14 Nanometern; 2007 waren sie beispielsweise in Intels Core-2-Duo-Prozessoren mit 45 Nanometern noch mehr als dreimal so „dick“ (1 Nanometer ist 20.000-mal dünner als ein menschliches Haar).Mit und ohne GrafikchipNeben den eigentlichen Prozessorkernen bieten viele Modelle einen eingebauten Grafikchip, der für die Bildwiedergabe auf dem Monitor zuständig ist – ein separater Grafikprozessor oder eine zusätzlicheGrafikkarteist so im PC nicht nötig. Es sei denn, Nutzer wollen grafisch aufwendige Spiele zocken oder etwa Videos bearbeiten: Dafür sind die in der CPU untergebrachten Grafikchips zu schwach. Die Folge: In Spielen zuckeln Helden nur in Zeitlupe über den Schirm, viele Details sind auf demMonitornicht sichtbar.Sockel-Wirrwarr ...Am Markt gibt es diverse Sockel, die in der Regel ein paar Jahre lang aktuell sind, aber nicht jede neue CPU aufnehmen können. AMD hat im März 2017 den Sockel AM4 eingeführt. Er ist Nachfolger des AM3(+) und FM2(+) und das Zuhause für die gleichzeitig veröffentlichten Ryzen-Prozessoren mit derzeit vier, sechs und acht Rechenkernen. Bei Intel dient der Sockel 1151 als Mainstream-Plattform für Prozessoren der Einsteiger-, Mittel- und Oberklasse. Es stehen CPUs mit zwei bis vier physischen Kernen und unterschiedlichem Funktionsumfang zur Wahl. Ferner gibt es mit dem Sockel 2011-v3 (CPUs mit maximal zehn Rechenkernen) und dem in Kürze erhältlichen Sockel 2066 (Core-i9-CPUs mit maximal 18 Rechenkernen) kostspielige Varianten für High-End-Plattformen. Es ist kein Problem, für die genannten Sockel eine neue CPU zu erwerben – Kauftipps liefert der Artikel „Im Test: Die besten Prozessoren von AMD und Intel“.„Der einfachste (im Sinne der Verfügbarkeit) und tendenziell teuerste Weg ist, neben dem Prozessor das Mainboard auszutauschen.“Florian Schmidt, Redakteur... und das daraus resultierende ProblemWer keinen der genannten Sockel hat, verwendet offenbar Technik älteren Semesters. In solchen – durchaus häufigen – Fällen helfen Amazon & Co. nicht weiter. Online-Händler verkaufen in der Regel nur die aktuelle Prozessorgeneration. Die Vorgänger-CPUs sind als Neuware vergriffen oder nur noch zu Mondpreisen zu haben. Lässt das eigene Budget keinen Neukauf einer modernen Plattform (Mainboard,Arbeitsspeicher) samt Prozessor zu, ist die Lage dennoch nicht hoffnungslos: Bei Ebay, Ebay-Kleinanzeigen und spezialisierten Hardware-Foren offerieren Privatpersonen ihre gebrauchten CPUs zu meist fairen Preisen – schauen Sie sich dort mal um. Wichtig: Ermitteln Sie vorher den aktuellen Kurs des Wunsch-Prozessors, um nicht zu viel zu bezahlen. Begnügen Sie sich nicht mit Fotos der Verpackung , bestehen Sie auf richtige Aufnahmen der Ware und gegebenenfalls auf CPU-Z-Screenshots.„Bei knappem Budget recherchieren Sie, welche gebrauchte CPU älteren Baujahrs ein sinnvolles Upgrade für Sie darstellt.“Florian Schmidt, RedakteurSo entsteht ein Prozessor34 Schritte zur CPUProzessor-Herstellung ansehenCPU tauschen: Selbst ist der MannVorbereitung ist das A und O: Sorgen Sie für helles Arbeitslicht, legen Sie Schraubendreher, Taschentücher,Wärmeleitpasteund optional einen Föhn bereit. Clevere Bastler lassen vor dem Umbau den Rechner eine Zeit lang laufen, damit er auf Betriebstemperatur kommt. Warum, dazu später mehr. Im ausgeschalteten Zustand entfernen Sie das Netzkabel und erden sich. Sie öffnen die Seitentür des Gehäuses und legen den Rechner auf die Seite – die offene Seite nach oben. Ein Kühler bedeckt normalerweise den Prozessor: Ziehen Sie das Stromkabel des Lüfters und lösen Sie – je nach Gegebenheit – die Schrauben, Klammern oder Push-Pins, um den Kühler abzunehmen. Oftmals sitzt der immer noch recht fest, obwohl die Halterung gelöst ist. Das liegt meist an der Wärmeleitpaste. Ist die erhitzt – etwa weil der Rechner kurz davor lief –, geht es einfacher. Auch ein Föhn hilft. Jetzt versperrt nur noch ein Bügel den Zugang zur CPU: Öffnen Sie ihn und nehmen Sie den alten Prozessor vorsichtig aus seinem Sockel. Die neue CPU lässt sich nur in eine Richtung einbauen – meist ist das an einer Kerbe oder Markierung erkennbar. Sie befestigen den Bügel und tragen mithilfe eines Taschentuchs eine hauchdünne Schicht Wärmeleitpaste auf, bevor Sie den Kühler wieder montieren.» Schritt für Schritt: So bauen Sie Prozessoren einMit Ryzen (hier: 1800X) gelang AMD beim Tempo ein großer Satz nach vorn. Intel hat seine Fertigung optimiert, dadurch etwas mehr Geschwindigkeit bei geringerem Stromverbrauch herausgekitzelt.Fazit: Seien Sie mutig!Wie die Grafik von COMPUTER BILD veranschaulicht, lohnt ein CPU-Wechsel nicht nur wegen der Arbeitsgeschwindigkeit, mitunter sorgt er auch für reduzierten Stromverbrauch. Die Angst, es könnte beim Austausch etwas kaputtgehen, ist ganz normal, wenn man sich zuvor nie ans Gehäuseinnere herangetraut hat. Aber einmal ist immer das erste Mal: Mit Geduld und etwas Geschick schaffen Sie das!

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